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2018 wird ein Gedanke Realität, der mich seit langer Zeit begleitet und v.a. in den letzten zwei Jahren immer klarer und fordernder geworden ist. Wir können die dringenden Herausforderungen unserer Zeit nicht meistern, wenn wir die Zusammenhänge nicht sehen, nicht nach den Ursachen fragen und nicht bereit sind, unsere gesellschaftlichen Paradigmen und Narrative grundlegend zu hinterfragen. Mit dem Zukunftslabor möchte ich ab sofort genau diesen Blickwinkel einnehmen.

Aber das passiert doch schon! Oder?

Die Erkenntnis, das wir diese Themen auch als Intellektuelle und nicht nur als Entrepreneure angehen müssen reifte jahrelang in mir. Von Projekt zu Projekt mit großen und kleinen Unternehmen, mit Politik und Verwaltung, mit Schulen und Lehrern, in Social Impact Labs und Innovationslaboren und von Konferenz zu Konferenz. Es liegt auf der Hand, das wir Veränderungen (nennen wir es Transformation oder Wandel oder Chance oder Innovation) nur gestalten können, wenn die Rahmenbedingungen auch eine Veränderung zulassen. Ist das nicht der Fall, müssen wir diese Rahmenbedingungen hinterfragen – ansonsten wird es ein ewiger Kampf “bottom-up” bleiben, der keine nachhaltigen Veränderungen erzielt und sehr viel Energie kostet.

In nahezu jedem Projekt, das ich betreuen darf, kommt der Punkt, an dem traditionelle Denkmuster, Hierarchien oder Vorgaben das Neue im Keim ersticken. Zurück bleiben meist frustrierte, ratlose aber engagierte Menschen, die einen positiven Beitrag leisten wollten. Aber aus der Idee aus dem Workshop im Unternehmen kann nichts entstehen, weil es nicht umgesetzt werden kann. Aus der Energie in Bürgerbeteiligungsprozessen kann nichts entstehen, weil das gar nicht wirklich vorgesehen ist. Aus den vielen Ideen, wie Schule und Bildung eigentlich sein sollte wird nichts, weil uns das von uns selbst geschaffene Systeme gefangen hält.

Auf der anderen Seite gibt es wahnsinnig viele tolle Ideen von Menschen, Start-Ups, Sozialunternehmern, in Kreativwettbewerben oder Initiativen. Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden, wir erleben gerade eine sehr starke Veränderung und es es wichtig, das sich Menschen für mehr Fahrradwege in Städten einsetzen oder Architekten mobile Häuser für Obdachlose gestalten. Aber zusätzlich zu diesem Denken in Lösungen müssen wir auch über die Ursachen der Probleme nachdenken. Sehr inspiriert hat mich hier der TED Talk “Reclaiming Social Entrepreneurship” von Daniela Papi Thornton indem sie beschreibt, das es natürlich wichtig ist, das wir jetzt darüber nachdenken, wie wir den Plastikmüll aus unseren Ozeanen beseitigen. Aber eigentlich müssen wir eine Lösung dafür finden, das kein Plastik mehr in die Meere gelangt. Wenn sich nun aber Sozialunternehmen gründen, die ein Geschäftsmodell für das Entsorgen des Plastiks finden – ändern wir dann nachhaltig etwas? Ich denke nein.

Wir suchen nur noch die schnellen Lösungen. Am Bespiel der Digitalisierung wird das deutlich. Wir sollten darüber nachdenken, was wir gesellschaftlich tun sollten, um diesen Prozess zu beherrschen, zu nutzen und langfristig zu schauen, was eine digitale Transformation für alle Lebensbereiche bedeutet. Stattdessen werden iPads an Schulen verteilt, alle sollen Programmieren lernen und Unternehmen denken nur noch in User Experience und Apps. Das wird uns in einigen Jahren auf die Füße fallen, weil es nicht nachhaltig gedacht ist.

Warum also das Zukunftslabor?

Das Zukunftslabor (immer noch ein Arbeitstitel, weil es den Kern noch nicht trifft) will sich explizit herausziehen aus der reaktiven Welt der Lösungsworkshops. Es soll Raum sein für Forschung, für Debatten, für Reflexion, für Intervention, für Inspiration, für Agendasetting und v.a. für neue Visionen und Utopien einer ganzheitlich gesellschaftlichen Betrachtung. Wir wollen wir leben? Wie wollen wir Politik verstehen und Demokratie leben? Wie wollen wir unsere Kinder zu Zukunftsgestaltern machen? Wie wollen wir in Gemeinschaften zusammenleben? Welche Werte sollen uns tragen?

Wer sich diese Fragen auch stellt darf sich gerne bei uns melden. Wir suchen ständig Unterstützer und Mitmacher! E-Mail an [email protected].